Wenn große Konzerne große Veränderungen vornehmen, sorgt das meist für einiges Aufsehen nicht nur bei den eigenen Beschäftigten. Die jüngste Order von Amazon-Chef Andrew Jassy zur vollständigen Rückkehr ins Büro ab 2025 schlug dabei besonders hohe Wellen. Folgen ihr weitere Unternehmen und bewegt sich die Arbeitswelt damit vielleicht ganz zurück in die Vorcoronazeit?
Eine Mail mit brisantem Ende
Vor ein paar Tagen fanden alle Amazon-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter eine E-Mail ihres Chefs im Postfach. Zuerst führte Andrew Jassy darin aus, wie er die Unternehmenskultur verändern und stärken will. Am Ende folgte dann eine ganz konkrete Ankündigung: Ab dem kommenden Jahr soll Schluss sein mit den bisher zwei Homeoffice-Tagen pro Woche bei Amazon. Ab 2025 müssen alle fünf Tage zurück in die Büros, falls nicht besondere Umstände wie ein krankes Kind oder stark konzentrationsbedürftige Arbeiten daran hindern. Damit setzte der Amazon-Chef ein Ausrufezeichen, denn zuletzt hatten sich praktisch alle großen oder auch kleinen Unternehmen mit dem New-Work-Mix aus Arbeit zu Hause und Präsenzpflicht engagiert. Unmittelbar nach Bekanntwerden dieses Umschwenkens in der Amazon-Zentrale begannen die Betrachtungen und Diskussionen ob der Bedeutung für die restliche Wirtschaft.
Umfragen und Statistiken deuten einen Trend an
Das ifo Institut München sah zuletzt eine Stabilisierung der Homeoffice-Tätigkeit. Gegenüber dem Ende der Coronapandemie 2022 registrierten die Wirtschaftsforscher nur einen kleinen Rückgang der der Homeoffice-Quote von 25 auf 23,4 Prozent im Sommer 2024. Dieser Ist-Zustand gibt aber wenig Auskunft über das, was Entscheider für die nahe Zukunft erwarten oder planen. Hier liefert eine aktuelle KPMG-Umfrage bessere Einblicke. Über 80 Prozent der dort befragten Entscheiderinnen und Entscheider rechnen binnen drei Jahren mit einer mehr oder weniger kompletten Rückkehr des Personals in die Büros. Es bleibt unklar, ob dieser Wert eine allgemeine Erwartung oder konkrete eigene Überlegungen widerspiegelt – denn er schwankt erheblich bei der gleichen Frage gegenüber vergangenen Umfragen.
Nur wenige Unternehmen wollen bisher vollständig zurück ins Büro
Bisher gibt es nur wenig namhafte Unternehmen mit ähnlichen Forderungen wie jetzt bei Amazon – etwa die Schindler Aufzüge AG oder der Pharmakonzern Novartis aus der Schweiz. Gerade Novartis bewarb sich sogar kürzlich noch explizit mit „Homeoffice für immer und für alle“ bei frischen Talenten. Großzügige Homeoffice-Regelungen gelten nach wie vor weithin als wichtiges Kriterium für die Arbeitgeberattraktivität. Bei Amazon oder Novartis wird nun dagegen argumentiert: Die Präsenz im Büro stärke Teamgeist sowie Produktivität, heißt es, und rangiere damit höher als die persönlichen Wünsche einzelner nach mehr Work-Life-Balance. Ob und wie das funktioniert, beobachten andere eventuell erst einmal aus der Ferne, bevor sie selbst dazu eine (vielleicht neue) Stellung beziehen. Eine generelle Rückkehr in die Büros und eine Marginalisierung des Homeoffice folgt daraus noch lange nicht zwangsläufig. Schließlich müssten sich veränderte Anforderungen auf der Arbeitgeberseite noch mit den Vorstellungen junger Arbeitnehmergenerationen messen – und eine Umkehr vom Arbeitnehmer- zurück zum Arbeitgebermarkt ist bisher nicht zu erkennen.
Sondersituation bei Amazon
Schon lange gibt es Kritik, dass Homeoffice-Arbeit eine Zwei-Klassen-Gesellschaft unter den Erwerbstätigen schafft. Während einige alles zu Hause erledigen können, müssen andere im Einzelhandel, in der Logistik, der Pflege oder anderen Bereichen immer präsent sein. Diese gesamtgesellschaftliche Diskrepanz konzentriert sich bei Amazon in einem Unternehmen. Dort gibt es etwa in der Verwaltung homeofficetaugliche Arbeitsplätze, während jedoch die Mehrheit der Mitarbeitenden in den Logistikzentren unter hohem Druck vor Ort arbeiten muss. Das erhöht das Risiko von Unzufriedenheit bei vielen und kann genauso ein unternehmensweites Wir-Gefühl torpedieren. Allein das macht die jüngste Amazon-Entscheidung unternehmensspezifisch nachvollziehbar. Die Belegschaft des Konzerns weist in ihrer Kritik an Jassys Forderung außerdem auf weitere mögliche Gründe hin. Amazon strich erst letztes Jahr über 20.000 Stellen. Die Rückkehrpflicht ins Büro soll laut Angestelltenkritik eventuell nebenbei unzufriedene Mitarbeitende zur Kündigung drängen, um nicht direkt wieder den nächsten Personalabbau verkünden zu müssen.
Spannend bleibt das Thema „Homeoffice“ davon ab in jedem Fall. Ein Ende ist weder für das Thema noch für das Büro zu Hause abzusehen. Genauso sicher: Für Ihr Büro oder Homeoffice finden Sie hier immer eine gute, günstige Büroeinrichtung.