Die Mehrheit der Unternehmen verfolgt das Thema Nachhaltigkeit aktuell vorrangig aus Imagegründen. Doch diese Perspektive greift zu kurz.
Über zwei Drittel haben Image oder Reputation im Blick
Befragt zum Thema Nachhaltigkeit in deutschen Unternehmen zeichnet die Umfrage Green Studies 2024 der Personalberatung Hays ein klares Bild. Image ist aktuell die Top-Motivation, ein nachhaltiges Unternehmen zu gestalten. Gut 69 Prozent von rund 780 Entscheiderinnen und Entscheider nannten das Bild ihrer Firma in der Öffentlichkeit als wichtigsten Grund für eine nachhaltige Transformation. Immerhin knapp über 60 Prozent nannten zugleich die soziale Verantwortung als weiteren Antrieb. Kunden- oder auch Mitarbeitererwartungen,Wettbewerbsvorteile durch Nachhaltigkeit wie Kosteneinsparungen oder gesetzliche Vorgaben spielen für die Befragten in der Studie eher etwas kleinere Rollen. Insgesamt unterscheidet sich die Gewichtung bei KMU und großen Unternehmen kaum.
Die Verantwortung für den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit verordnen alle überwiegend in der Führungsebene. Abteilungs- oder Teamleiter sind bisher weniger involviert und praktisch alle Unternehmen beklagen einen Mangel an Fachkräften mit grünem Know-how. Weiterbildung der Mitarbeitenden in Green Skills soll es richten, jedoch nur für vier von zehn Unternehmen. Dazu will die Wirtschaft verstärkt in Nachhaltigkeitsberufen ausbilden oder sucht entsprechende Expertinnen und Experten auf dem Arbeitsmarkt – größere Unternehmen auch gern im Ausland.
Diese und weitere Ergebnisse der Green Studies 2024 zeigen: In Sachen Nachhaltigkeit wird bei Deutschlands Unternehmen bereits viel unternommen, umgesetzt oder geplant. Doch der Weg ist noch weit und auch mancher Irrweg lauert.
360-Grad-Nachhaltigkeit
Noch schaut die große Mehrheit der Unternehmen nur auf einzelne Facetten des Themas wie:
- Einhaltung von ESG-Anforderungen oder Berichterstattungspflichten, um Auflagen zu erfüllen
- Energieeinsparungen etwa durch die Installation stromsparender Drucker und anderer IT und besonders
- Imagegewinn durch mehr Nachhaltigkeit
Dabei übersehen Verantwortliche oft die ganzheitlichen Zusammenhänge und Synergien, die zwischen diesen Teilaspekten und weiteren bestehen oder sich entwickeln können. Nicht alles ist zu gleicher Zeit realisier- und veränderbar, aber alles gehört in eine übergeordnete Strategie, die jeden Teil berücksichtigt und früher oder später verfolgt. Wie bei der Digitalisierung gilt es, eine unternehmensweite Transformation – einen kompletten Kulturwandel – anzustreben. Nur das führt hier wie da zu einem hohen Reifegrad und nur der verschafft dem Wandel den maximalen Erfolg.
Diese Veränderung kann nicht einfach Top-down angeordnet werden. Sie muss von allen getragen und gelebt werden, um zu funktionieren. Dazu braucht es überzeugte Mitarbeitende auf allen Ebenen. Diese erwarten Nachhaltigkeit von ihrem Arbeitgeber, müssen sie aber genauso mit (weiter)entwickeln. Dafür brauchen die Mitarbeitenden die notwendigen Qualifikationen und Weiterbildungen. Hier sollte kein Unternehmen nur auf neue, externe Kräfte setzen, sondern immer das vorhandene Personal mitnehmen.
Ansonsten entsteht die Gefahr einer Zweiklassengesellschaft im Unternehmen. Noch gefährlicher wird es jedoch, die nachhaltige Transformation vorrangig unter Imagegesichtspunkten auszurichten. Leicht gewinnt dann bei einzelnen Schritten die Öffentlichkeitswirkung über die Substanz und es kommt zu Greenwashing. Das verzeihen die immer kritischeren Blicke der Öffentlichkeit auf das Thema Nachhaltigkeit durch Kundinnen und Kunden, Partner oder Investoren und anderen dann noch viel weniger als einen schleppenden Wandel.
Nur durchdachte, konsequente 360-Grad-Nachhaltigkeit überzeugt am Ende und bringt ein Unternehmen voran Richtung Zukunft. So wird Nachhaltigkeit fast zum Selbstläufer – etwa durch den leichteren Gewinn neuer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit hoch entwickelten Green Skills für die nächsten Schritte in der Nachhaltigkeitsstrategie.